Wenn man schon Spaß am Basteln von Geigerzählern hat, dann kann man sich auch überlegen, ob es nicht auch einen gewissen sozialen Zeck haben kann, wenn man dabei gewisse Kenntnisse erwirbt. Diese Kenntnisse helfen nämlich nicht nur einem selbst. Der beste Zweck ist, wenn man diese Kenntnisse zur Vorbeugung von Unfällen einsetzt. Im Notfall ist es dann allerdings eher eine moralische Verpflichtung.
Der Grund, dass sich jemand mit der Radioaktivität bzw. der Strahlenmesstechnik auseinandersetzt mag am Interesse an diesem Naturphänomen oder der Freude am Basteln bzw. der technischen Herausforderung liegen. Ein gter Grund aber ist auch die Erkenntnis, dass man mit dem Wissen und der Erkenntnis, die man gewinnt auch einen enormen sozialen Dienst leisten kann. Wenn nämlich eine Nuklearkatastrophe passiert und ganz so unwahrscheinlich ist das ja nicht, wie wir spätestens seit Tschernobyl und Fukushima wissen, dann kann ein entsprechendes Wissen und ein Geigerzähler, der funktioniert lebensrettend sein. Und das nicht nur für einen selbst sonder auch für das lokale soziale Umfeld. Denn im sogenannten "Ereignsfall" wird es schnell keine Geigerzähler mehr zu kaufen geben und es ist kaum mehr Zeit und Ruhe da Bücher zu studieren um die Zusammenhänge zu verstehen. Es ist auch durchaus möglich, dass ein Großteil der Kommunikationsmedien wie der Mobilfunk, und das Internet wegen Überlastung ausfallen und möglicherweise bricht das Stromnetz zusammen genau wie auch der Verkehr. Von daher macht es durchaus Sinn, auch mal über diese Seite nachzudenken, auch wenn man sich besser nur mit der natürlichen Radioaktivität befassen möchte.
In den meisten Staaten ist der Katastrophenschutz nicht unbedingt die Stärke der Regierung. Ganz besonders gilt das für nukleare Katastrophen in Staaten, welche die Kerntechnik zur Energiegewinnung einsetzen oder gar Kernwaffen im militärischen Arsenal haben. Denn im Gegensatz zu Naturkatastrophen würde ein Katastrophenschutz für kerntechnische Unfälle die Menschen deutlich darauf aufmerksam machen, das der Einsatz der Kerntechnik eine Katastrophe auslösen könnte. Das will man natürlich vermeiden um der möglichen Besorgnis und dem Protest der Bevölkerung aus dem Weg zu gehen. Deswegen findet man einen ausgeprägten Katastrophenschutz vor allem in Staaten, die sich von der Nutzung der Kerntechnik im großen Stile losgesagt haben (z.B. Österreich) oder in Staaten die den Schutz der Zivilbevölkerung aus militärischen Grunden noch sehr hoch ansetzen (z.B. die Schweiz). In Deutschland tut man sich schwer damit und schiebt die Verantwortung zwischen Bund und Ländern hin und her. In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise keine spezielle Katastrophenschutz-Behörde. Zuständig ist das Innenministerium, welches den Katastrophenschutz an die Rettungsdienste (Rotes Kreuz, ASB, DLRG), die Feuerwehren und das THW deligiert hat. Ausserdem setzt man stark auf das Ehrenamt, wie es heißt. Das mag bei einer Hochwasserkatastrophe einigermaßen funktionieren, bei kerntechnischen Unfällen aber, wo eine sehr spezielle Ausbildung und Ausrüstung nötig ist, wären die Rettungsdienste völlig überfordert und die Feuerwehren und das THW wären von der Personalstärke und der Ausrüstungmeng her dem möglichen Umfang einer solchen Katastrophe kaum gewachsen. Man muss sich nur vorstellen, dass es bei einer solchen Katastrophe nötig wird, die Nahrung kontinuierlich auf Strahlung zu überprüfen.
Aus diesem Grund sind hier einige wichtige Aspekte des Schutzes der Bevölkerung bei nuklearen Katastrophen genannt.
In meiner Heimatstadt ist es auch unsagbar schwer, die entsprechenden gesetzlich vorgeschriebenen Informationen zu den Notfallmassnahmen als Bürger zu bekommen. Man googelt sich quasi die Finger wund. Daher hier als besonderer Service das entsprechendede Dokument zum Kernkraftwerk Neckarwestheim.
Sicherheit für uns alle - Informationen zum Notfallschutz für die Bevölkerung in der Umgebung des Kernkrafwerks Neckarwestheim, EnBW, Stand Dezember 2009
und falls der Server der EnBW zufällig gerade nicht läuft - hier nochmal quasi zum besonderen Notfallschutz auf einem anderen Server:
Sicherheit für uns alle - Informationen zum Notfallschutz für die Bevölkerung in der Umgebung des Kernkrafwerks Neckarwestheim, EnBW, Stand Dezember 2009
Und hier der ganz interessante Inhalt der Broschüre (diese Art von Broschüren sind immer ähnlich aufgebaut)
Allgemeine InformationenBesonders das Kapitel "Schutzmaßnahmen - Evakuierung" ist sehr lesenswert,
vor allem im Zusammenhang mit der Frage wer jetzt genau die Katastrophenschutzbehörde ist und wer da ein Strahlungsmessgerät oder einen Geigerzähler pro 1000 Einwohner haben könnte.
Als Erläuterung, welche Herausforderungen auf ein Katastrophenschutz zukommen können und was dann alles schiefgeht,
empfiehlt sich die Lektüre des offiziellen Untersuchuchunsberichts, welcher der japanischen Regierung zu Fukushima vorgelegt wurde, zumindest
das Kapitel "4. Overview of the damage and how it spread"
(leider nur in Englisch). Interessant ist auch die Überlegung, wie man wohl bei uns informiert werden würde, dass ewas passiert ist. In meiner Heimatstadt hat man die Sirenenanlage
schon vor längerer Zeit abmontiert.
Auf Seite 16 der oben genannten Broschüre des Kernkraftwerks Neckarwestheim sind Informationen zur Einnahme von Jodtabletten zu finden. Es empfiehlt sich wirklich den "Spass" zu machen und in eine Apotheke in der genannten Umgebung nach den "richtigen" Jodtabletten mit 65mg Kaliumjodid Wirkstoff fragen. Also nochmal ausgeschrieben: MILLIGRAMM Wirkstoff. Dann bekommt man nämlich einen guten Eindruck wie der sogenannte "Ereignisfall" (man sollte sich das Wort nicht nur als Deutschlehrer auf der Zunge zergehen lassen) tatsächlich ablaufen könnte.
Ganz prinzipiell kann man sagen, wer Kinder und Jugenliche bis 18 Jahren im Haushalt hat sollte völlig unabhängig von der Entfernung zum nächsten Kernkraftwerk auf jeden fall eine Packung Jodtabletten zu Hause haben. Die Kosten nur wenige Euros und man sollte sich nicht darauf verlassen, dass Bund und Länder, solche Tabletten im Ernstfall schnell genug verteilt bekommen. Da der wirksame Schutz dieser Tabletten zwar eindeutig nachgewiesen ist anderseits aber die Anwendung im Bereich von Stunden zeitkritisch ist, sollte man diese Vorsorgemassnahme besser nicht der Politik überlassen.
Einen Ausschnitt aus dem Beipackzettel von den "richtigen" Jodtabletten findet sich hier: